In der Liebfrauenschule Coesfeld fand ein Workshop statt unter dem Titel
„Malen gegen das Vergessen“. Die SchülerInnen haben sich dafür eigens Zeit
selbst über das Wochenende hinausgenommen. Es handelte sich um eine Kunstaktion
zur Erinnerung an die ermordeten Juden aus Coesfeld und Billerbeck. Dieser
Workshop wurde von der jüdischen Künstlerin Era Freizon und der
kunstbegeisterten Schulseelsorgerin Klaudia Dederichs geleitet. Ihr Anliegen
war es, zusammen mit der jüdischen Künstlerin diesen Workshop anzubieten, um
bei den Schüler*innen eine größere Betroffenheit zu erzeugen, so die
Schulseelsorgerin. 28 Schüler*innen aus unterschiedlichen Bildungsgängen hatten
sich freiwillig für diesen Workshop angemeldet. Die SchülerInnen beschäftigten
sich intensiv mit den einzelnen Biografien der Menschen und setzten ihre
Emotionen aus dem Kennenlernen der Lebensgeschichten dieser Menschen in Kunst
um. Inspiriert wurden sie dabei u.a. von Künstlern wie Käthe Kollwitz, Felix
Nussbaum, Brigitte Waldach und Kiki Smith. Die Lebensgeschichten der Menschen
sollten sichtbare Gestalt annehmen. Die Bilder der Schüler*innen zeigen einen
Alltag jenseits der Alltäglichkeit, Gesichter voller Schmerz, voller Trauer,
aber auch voller Stolz. Es sind Bilder, die bis ins Innerste bewegen – und
genau das macht sie so wertvoll. Das millionenfache Leid bleibt tief in unserem
nationalen Gedächtnis haften. Die Bilder sind wie Lichter aus der
Vergangenheit. Die Botschaft der Kunstwerke beinhaltet, dass die Menschlichkeit
letztlich über die Unmenschlichkeit gesiegt hat. Die Zeichnungen halten das
Eintreffen von KZ-Transporten fest und das persönliche Erleben von Folter. Sie
drücken das Gefühl der Verzweiflung aus. Jedes Werk ist ein Zeitzeugnis und hat
einen historischen und zugleich einen künstlerischen Wert. Den Menschen in den
Konzentrationslagern ein menschliches Antlitz zurückzugeben, war den Schüler*innen
, den eigentlichen „Künstlern“ in dem Workshop, ein wichtiges Anliegen. Der
Betrachter sieht in den Werken nicht nur Opfer, sondern Menschen. Die Sehnsucht
der Menschen geht nach Transzendenz, nach einem Zuhause, nach Freiheit, zu
erkennen im Motiv des Himmels und in anderen Symbolen.
Der Holocaust bleibt letztlich
undarstellbar. Doch jedes dieser Werke
ist ein lebendiges Zeugnis aus dem Holocaustgeschehen und eine Bekräftigung
eines unbeugsamen, menschlichen Geistes. Die
SchülerInnen möchten mit ihren Bildern Coesfelder und Billerbecker Juden vor
dem Vergessen bewahren. Sie waren emotional sehr berührt, als sie auf
Abbildungen die einzelnen Häuser wieder erkannten und davon, dass Menschen, die
einmal in diesen Häusern gelebt haben, eine solche Geschichte durchmachen
mussten. Das Malen bzw. die Kunst ist vielleicht die einzige Form des Erinnerns
gegen das Vergessen. Sie erreicht außer unserem Verstand auch das Herz. Die
Schüler*innen begaben sich auf Spurensuche und erfuhren, welche Menschen aus
Fleisch und Blut, welche Einzelschicksale sich hinter den monströsen
Opferzahlen verbergen. Mit ihren Bildern haben sie ihnen etwas von ihrer Würde
und ihrem Menschsein zurückgegeben. Die Ausstellung ist eine Mahnung, die Würde
des Menschen hochzuhalten, den unantastbaren Kern unseres Daseins.
Am 27. Januar 2022, am Tag des
Holocaust, werden die Bilder in der Evangelischen
Kirche sowie in der Synagoge in Coesfeld gezeigt. Gesang, Texte und Kunst bilden
den kulturellen Rahmen bei der Eröffnung.
Seien Sie
herzlich willkommen!
Die Ausstellung wird ebenfalls in Billerbeck in der Evangelischen
Kirche präsentiert.
Ein besonderer Dank gilt der Pastorin
Birgit Henke-Ostermann für die Bereitschaft, diese Ausstellung in ihrer Kirche
zu zeigen, ferner Frau Dr. Sievers-Fleer, Frau Hasskamp und Herrn Damberg für
die Begleitung; Frau Ewelt, Herrn Suwelack und Herrn Nagorsnik für die
Unterstützung, dass diese Ausstellung auch in Billerbeck gezeigt werden kann.
Bilder: Leonie Röttger