Kartonweise wurden Bücher, Trödel und Antiquitäten gesichtet.
Viel Arbeit lag seit Mai 2023 vor Euch, den unermüdlich fleißigen,
ehrenamtlichen HelferInnen. Im Vorfeld wurden 6 Container à 10
Kubikmeter Papiermüll ausgesondert. Die „Hardcore-Gruppe“ hat
monatelang vorsortiert, damit es keinesfalls so aussah wie etwa bei
der Auflösung einer Bookbarn in Bristol...:
Während der gesamten Vorbereitungswoche gab es ständig Regen, am Sonntag, 6. August 2023, hatte der Himmel ein Einsehen und
hielt von 9.30-16h dicht. Eine große Gruppe Schnäppchenjäger
wartete bereits begierig hinter dem Absperrband und skandierte laut
10-9-8-…, bis Pater Daniel den Weg freigab und der Ansturm auf die
Abteilungen losging. Es waren reichlich Menschen gekommen, die ganze
Straße war seitlich vollgeparkt, wobei es auf dem Klosterparkplatz
durchaus noch Plätze gegeben hätte. Der von Bruno Cramer
eingerichtete Flohmarktsparkplatz auf der Wiese wurde gut genutzt und
alle Autos kamen ohne fremde Hilfe wieder von dort fort. Nur am
Montag mußte einer der Helfer mit dem Klostertraktor vom Feld
gezogen werden. Überaus viele Besucher strömten auf den
Klosterbauernhof und zeigten sich absolut begeistert vom wohl
sortierten Angebot.
Berge vollgepackter Kisten stapelten sich in den verschiedenen
Räumlichkeiten des Klosterbauernhofes. Allein um die 40.000 Schmöker
waren hier zu finden. Das war ganz grob geschätzt. Wer es wollte,
hätte gerne genau nachzählen können... Gespendet wurden Lexika und
Bildbände, Briefmarken- und Sammelbildalben, Romane und Ratgeber,
Kinderbücher und alte Schätze, Fachliteratur aus den Gebieten
Geografie, Geschichte, Kunst, Garten, Musik, Medizin, Musik,
Pädagogik, Politik, Psychologie, Soziologie, Sport, Technik,
Theologie und Kochen – und, und, und. Aber auch DVDs, CDs,
Schallplatten, Antiquitäten, Hausrat über Glas und Porzellan bis zu
alten Bildern und Kunstwerken gab es. Darunter fand sich auch der ein
oder andere Exot, wie etwa die Geschichte „Die Weise von Liebe
und Tod des Cornets Cristoph Maria Rilke“, ein Gedicht von
Rainer Maria Rilke, das jemand handschriftlich in ein Buch
geschrieben hat. In einem alten Gebetsbuch fand sich der von Hand
geschriebene Eintrag „Er muss wachsen, ich muss abnehmen“.
„The little German Cookbook“
(Das kleine deutsche
Kochbuch)“ mit Rezepten für eine Berliner Suppe oder Forelle nach
Müllerin-Art, auf Englisch, fand seine Liebhaberin. Unter Hunderten
von Schallplatten wurde u.a. eine seltene LP von Elvis
entdeckt. Für die „Seniorendisco“
der 1970er Jahre gab es
allerdings keine Interessenten. Zwei ausgestopfte Bussarde wurden von
einem jungen Paar für eine Jagdanwärterin erstanden. Ein kleines
Mädchen hätte zu gerne den ausgestopften Hermelin gehabt, musste
aber nach Anweisung der Mutter „Das kommt mir auf keinen Fall
ins Haus!“
weinend die Tenne verlassen. Einer Ordensfrau wurde
ein Eichelhäher angeboten als Geschenk für „Zuhause“, was sie
lächelnd quittierte „Ich gebe Dir zehn Euro, wenn ich das Teil
nicht mitnehmen muss.“
Tatsächlich fanden sich später zehn
Euro im Schnabel des Vogels. Viele Menschen frequentierten die
unterschiedlichen wohl sortierten Abteilungen. Es zahlte sich aus,
dass Krimis, Taschenbücher und Romane sogar alphabetisch in Reih und
Glied standen. In der Antiquitätenstube war reichlich los. Kreuze,
Figuren, Bilder und Rahmen gingen rasch über den Tisch. Ein junges
Paar kaufte eine riesige photographische Ansicht von Vlotho an der
Weser vor dem Ersten Weltkrieg. Ob sie eine Beziehung zu dem Ort
hätten? „Nein, wir wollten nur den schönen antiken Rahmen und
setzen einen Spiegel hinein.“
Bei einem solch wohl sortierten Angebot ließ sich leicht etwas
finden! (©Michaela Kiepe pbm)
Die Verkaufstalente der Helfer*innen kamen voll zur Geltung, so
auch im „Gerümpelzelt“, wo u.a. selbst die defekte „Tante
Paula“, ein Elektroroller, von einem kundigen Elektriker
gekauft wurde. Sogar das orange-rosa „Therapiesofa“
aus
dem Kuhstall, das im Helferteam schon für viel Spaß gesorgt hatte,
fand neue Besitzer. In allen Bereichen leerten sich Tische und
Kartons. Ein Ehepaar aus Dortmund schleppte 22 Romane ab. „Mehr
trage ich jetzt nicht!“
meinte der Mann. Was immer wieder als
positives Echo kam: „Wie gut die vielen Bücher sortiert wurden,
richtig toll!“
Eine anrührende Begebenheit: Zwei Jungs stürmten um 9.30h nach
dem Durchschneiden der rotweißen Grenze in die Kinderbuchabteilung
und trugen viele, viele Bände zusammen. Nach der Frage der
zuständigen Mitarbeiterin, ob ihre Mutter eventuell dabei und damit
einverstanden wäre, wurde sie ausfindig gemacht. Sie war blind –
und ihre Kinder suchten laufenden Meter günstige Bücher zum
Vorlesen für die Mutter zu Hause… Dazu böte nur Gerleve die
Gelegenheit.
Nach 16 Uhr packten in Windeseile, leider mit Regen, Antiquare und
Trödler die Reste zusammen. Alle Sakralgegenstände gingen wieder an
die Darfelder Familie Lürwer zur Weitergabe nach Afrika. Die
Räumlichkeiten und Zelte waren bald restlos leer.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: ca. 34.000 Euro. Davon mußten
noch die Kosten für die Verpflegung der HelferInnen bezahlt werden.
1.000 Euro erhielten die Malteser Havixbeck für das Ausleihen ihrer
Zelte.
Der Erlös ging zu gleichen Teilen an das Albanien-Projekt der
Liebfrauenschule Coesfeld
und an die Yennenga-Initiative
für
ihr Burkina-Faso Projekt.
Wir hatten nach der Dauerregenwoche unwahrscheinliches Glück mit
dem Wetter. Das war vor allem auch für die Halteraner Malteser und
ihre Beköstigung der Besucher im Freien wichtig. Sie meldeten am
Nachmittag „Ausverkauft! Alles weg!“
und retteten gerade
noch etwas Verpflegung für das Helferteam. Nach eiligem Räumen der
Tenne des Klosterbauernhofes saßen fast vierzig ehrenamtliche
Helfer*innen um den langen Tisch zum verdienten Imbiss, erschöpft,
aber durchaus zufrieden. Dort wurde das Endergebnis des Tages
begeistert begrüßt. In den Bücherlagern betätigten sich derweil
die Abholer des sehr großen Restaufkommens, so dass kein Buch
entsorgt werden musste. Sie verluden etliche Fuhren schwerer
Bücherkisten. Auch von ihnen kamen noch Spenden für den Gerlever
Bücher+Flohmarkt. Der Bauernhof wurde am Montag komplett aufgeräumt
und das Mobiliar eingelagert. Die Zelte der Havixbecker Malteser
wurden abgebaut, die verbliebenen zwei Container abgeholt. Es dauerte
aber nicht lange und schon standen die ersten (unerwünschten)
Kartons wieder auf dem Gelände – man habe sich im Datum vertan…
Ganz herzlichen Dank
an alle freundlichen Helfer*innen, die
am Verkaufstag selbst zur Verfügung standen, wie natürlich an die
ganz Unermüdlichen, die wochenlang vorsortiert haben und die sich in
der Vorbereitungswoche stark engagiert haben.
Alle, die aktiv teilgenommen haben, wünschten eine Fortsetzung
der Bücher+Flohmarkt-Saga von Gerleve. Auch von Besucher*innen gab
es bereits Anfragen: „Können wir nächstes Jahr mitmachen?“
Als neuen Termin haben wir den letzten Sonntag in den
NRW-Schulferien, 18. August 2024, im Blick. Wenn Ihr also
wieder an Bord sein wollt?...
Liebe Grüße aus Gerleve und Dankeschön
für alles