Am
17. April 2024 wurde die Klasse HEPBOb der Liebfrauenschule Coesfeld in die inklusive
Künstler:innen-Gruppe Nebelhorn in Schermbeck eingeladen.
Bei
Nebelhorn treffen sich, seit fast drei Jahrzehnten, Menschen mit und ohne
Behinderung, Menschen mit psychischen Erkrankungen, Menschen mit
Suchterkrankung, sowie wohnungslose Menschen. Die Alterspanne umfasst Kinder ab
sieben bis Senior*innen bis 80 Jahren und die sozialen Herkünfte sind divers – Lehrkräfte,
Sozialleistungsempfänger:innen, Studierende, Beamte, Handwerker:innen, Pädagog:innen,
Menschen, die ihr Leben lang malen und welche, die dort damit begonnen haben.
Um zu den
Atelierräumen von Nebelhorn zu gelangen, fährt man durch Wiesen und Felder. Man
fühlt sich wie am Ende der Welt, vor allem auch, weil man kein Handy-Netz hat.
Wenn man die Werkstatt auf dem Gelände des Lühlerheims in Schermbeck betritt,
steigt einem Kaffeeduft in die Nase und leise Jazz-Musik in die Ohren. Man
schaut auf einen Tisch, an dem die Gruppe in den offenen Atelierzeiten gemeinsam
isst und miteinander über alle möglichen Themen spricht.
Dort wurde
die HEPBOb von dem künstlerischen Leiter in Empfang genommen und von einigen Teilnehmenden
herzlich begrüßt. Raúl Avellaneda, der die Gruppe seit 1995 federführend leitet,
erzählte von der Geschichte ausgehend von der Gründung in den Kellerräumen des
Haus Kilian (einer Wohnstätte für Menschen mit Behinderung in Schermbeck) bis hin
zur Gegenwart. Die Prinzipien denen Nebelhorn nachkommt sind modellhaft – die
Gruppe steht seit Beginn für gelebte Inklusion. Das wertschätzende Miteinander und
die gegenseitige Anerkennung gelten sind für alle Teilnehmenden
selbstverständlich. Menschen mit und ohne Behinderung unterstützen sich gegenseitig,
es kann somit kein strukturelles und institutionalisiertes Machtgefälle
entstehen.
Die
intensive künstlerische Arbeit und die damit verbundene Auseinandersetzung mit
dem eigenen Erleben, bietet Menschen mit Behinderung eine Ausdrucksmöglichkeit,
die sie mit anderen Mitteln nicht unbedingt hätten. Somit sind diese
Möglichkeiten für die Teilhabe essentiell.
Die Werkräume
sind farbenfrohe, aber zum Teil auch düstere Malereien und Zeichnungen, Skulpturen
und verschiedene Objekte zu sehen. Man erkennt bereits auf den ersten Blick:
Hier entstehen viele und große Werke. Im Atelier liegt unterschiedliches Material
aus und es stehen Staffeleien verteilt, an denen man direkt loslegen kann.
Die Klasse,
die mit Frau Gövert an einem Workshop von Nebelhorn teilnahmen, konnten somit
ohne große Organisation von Kreide und Papier, sofort starten. Nach ersten
Aussagen wie „Ich bin nicht sonderlich talentiert“ oder „Ich weiß nicht, ob ich
gut malen kann“, waren diese Verunsicherungen schnell beseitigt. Alle Anwesenden
gestalteten gemeinsam vier Bilder, mit einer Methode, die die Kreativität anregte
und bei der man kaum Zeit hat sich Gedanken über die Korrektheit des Motivs und
die Semantik der Gestaltung zu machen.
Es standen
alle Staffeleien im Kreis, die Teilnehmenden sollten abwechselnd im 5
Sekunden-Takt mit Kohle eine Form, eine Linie oder einen Punkt zu Papier
bringen. Nach wenigen Durchgängen waren die Skizzen fertig und die Staffeleien
wurden in einer Reihe aufgestellt. Thematisch handelten die Bilder von
„Zukunft“ und „Licht“. Der nächste Schritt beinhaltete sich für jedes Bild eine
Farbe für das Licht im Hintergrund auszusuchen. Nach und nach füllten sich die
Werke mit Pastellkreide und es entstanden völlig organisch und ohne feste
Vorgaben vier individuelle Malereien, von denen alle Studierenden beeindruckt
waren, dass sie diese, im gemeinschaftlichen Prozess, erschaffen hatten.
Für insgesamt
vier Stunden konnte die Klasse HEPBOb in die fantastische Welt von Nebelhorn
eintauchen und Eindrücke der künstlerischen Arbeit, mit inklusivem Schwerpunkt,
gewinnen. Es war für alle Beteiligten eine beeindruckende Erfahrung und die
Wege werden sich sicherlich erneut kreuzen.