Als exemplarische Form einer seltenen Behinderung wurde
kürzlich das Angelman-Syndrom in der Fachschule für Heilerziehungspflege und
der Fachschule für Heilpädagogik vorgestellt.
Die Initiative dazu ging von Josef Möllers aus, ehemaliger
Lehrer an unserer Schule und seit einigen Jahren Betroffener mit dem Enkelkind
Hanna (3 ½ Jahre).
Er hatte Kontakt mit dem Selbsthilfeverein Angelman e.
V. aufgenommen, dessen Anliegen es unter
anderem ist, das Angelman-Syndrom in der Öffentlichkeit und unter Fachkräften
bekannter zu machen. Auf Anfrage hatten Lehrer der Liebfrauenschule deutliches
Interesse signalisiert und so konnten nun zwei Vortragsveranstaltungen
stattfinden, organisiert von Uli Bunk ( für HP) und von Marco Pischke (für
HEP).
Tini Gerlach und Jenny Zibner vom Angelman-Verein stellten
anfangs die wesentlichen Zielsetzungen, Aufgaben und Strukturen des Vereins
vor. Den Studierenden wurden dann anhand von vielen praktischen Beispielen
charakteristische Merkmale dieser Behinderung,
die wesentlichen Symptome in ihren verschiedenartigen Ausprägungen, aber
auch die positiven Eigenschaften und besonderen Bedürfnisse vorgestellt.
Notwenige Umgangsformen und geeignete Fördermöglichkeiten und Therapien waren
weitere Themen.
Am Beispiel der
dreijährigen Hanna stellte Josef Möllers mit Hilfe von ausgewählten Fotos die Entwicklung des Kindes vor,
schwerpunktmäßig in der Grob- und
Feinmotorik, im Ess- und Spielverhalten. Darauf aufbauend verdeutlichte an
weiteren Bildern, wie ein Kind in den ersten Lebensjahren in verschiedenen
Bereichen gefördert und im Alltagsgeschehen unterstützt werden kann.
Durch die Erläuterungen erfuhren die Studierenden, dass das
Angelman-Syndrom (AS) nach dem englischen Kinderarzt Dr. Harry Angelman benannt
ist, durch genetische Veränderungen auf
dem 15. Chromosom verursacht wird und zu deutlichen Beeinträchtigungen in
unterschiedlichen Bereichen führt. Diese zeigen sich hauptsächlich in Störungen
der motorischen, der kognitiven und der sprachlichen Entwicklung. Je nach
Schweregrad würden Kinder mit AS das selbstständige Laufen deutlich verspätet
erlernen, machmal auch gar nicht. Betroffene seien im eigenständigen Ess- und
Trinkvermögen, im Lernen, im Spielverhalten und in der Alltagsbewältigung
deutlich beeinträchtigt. Sie würden keine Sprache erlernen, manchmal könnten
sie ein paar Worte, selten wenige Sätze äußern. Eine große Belastung sei auch
ein „chaotischer Schlaf-Rhythmus“ und die Neigung zu epileptischen Anfällen.
Damit, so die Referenten, sind AS-Betroffene ein Leben lang auf Hilfe
angewiesen.
Positiv konnten die Referenten aber auch vermerken, dass die
Kinder viel lachen würden (daher auch der frühere Begriff „Happy
Puppet-Syndrom“). Sie machten meist einen sehr sympathischen, zufriedenen
Eindruck, zeigten Bewegungsfreude und hohe Motivation. Besonders zu begeistern
seien sie beispielsweise durch knisternde Folien, raschelnde Papiere und
Bewegung im Wasser.
Viele Fragestellungen entstanden aus dem Vortrag und es
entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit den Studierenden über die
Bewältigung der Herausforderungen im Familienleben, über die Erfordernisse im
Alltagsablauf, zu den Möglichkeiten und Grenzen der Integration im Kita- und
Schulalter oder zu den Möglichkeiten der Unterstützten Kommunikation, um eine
Verständigung zu ermöglichen.
Die Rückmeldungen von den beteiligten Lehrern der beiden
Schulklassen bestätigten, dass die Inhalte sehr positiv aufgenommen wurden und
dass die Vorträge sehr lebendig und anschaulich waren. Zudem äußerten sie
Betroffenheit und großen Respekt vor der Bewältigung mit den Kindern im
Alltagsleben der betroffenen Familien.
Fotos: Marco Pischke